Die Kraft der Mediation
Mit viel Erfahrung und Gefühl bieten zwei Mediatoren Familien und Paaren in und um Wesel eine moderierte Konfliktlösung auf sanftem Weg. Monika Bernschütz und Rudolf Hülsken setzen die Mediation für Konflikte bei Trennung, Scheidung und elterlicher Sorge ein – erfolgreich und nachhaltig.Monika Bernschütz hat 1976 als eine der ersten Frauen beim Landgericht in Kleve als Richterin angefangen. Danach arbeitete sie über 30 Jahre beim Amtsgericht in Rheinberg mit dem Schwerpunkt Familienrecht. Seit 2009 ist sie pensioniert und hat sich zur Mediatorin ausbilden lassen.
Rudolf Hülsken ist Diplom Sozialpädagoge und hat zusätzlich Gerontologie (Alternsforschung) studiert. Er war lange in der Erwachsenenbildung und in sozialen Einrichtungen tätig, hinzu kamen Ausbildungen als Coach und Mediator.
Beide Mediatoren leben und arbeiten in Wesel und kooperieren seit Anfang 2013 als Mediatoren-Team.
Redaktion: Frau Bernschütz, wie kamen Sie als Anwältin und Richterin zur Mediation?
Bernschütz: Ich habe eigentlich immer mediativ gearbeitet. Als Vormundschafts-richterin hatte ich viele Fälle mit schwerwiegenden Konflikten, wenn es um die elterliche Sorge ging. Auch damals habe ich Paare in die Mediation gegeben. Aber erst zu meiner Pensionierung wurde am 1.9.2009 die Mediation als alternative Lösung zu einem gerichtlichen Urteil aufgenommen. Sie kann vom Gericht vorgeschlagen werden.
Redaktion: Eine Bestätigung Ihrer persönlichen Arbeitsweise?
Bernschütz: Oh ja, Mediation hat mich immer sehr interessiert. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich in meiner richterlichen Tätigkeit mit mediativen Charakter gut klarkomme.
Redaktion: Aber erst nach Ihrer Pensionierung konnten Sie sich dem Thema intensiv widmen?
Bernschütz: Richtig, ich habe immer gearbeitet und dabei drei Kinder großgezogen. Als ich dann mit 65 in die Pensionierung ging, bin ich in ein Loch gefallen. Arbeiten Sie vollschichtig, erziehen drei Kinder, machen den Haushalt und dann hören sie auf. Das geht nicht, zudem ich ein sehr aktiver Mensch bin. Also habe ich mir etwas Neues überlegt und dachte mir, jetzt hast du endlich Zeit für das Thema Mediation.
Redaktion: Herr Hülsken, über welchen Weg kamen Sie zur Mediation?
Hülsken: Mein Weg führte mich über mein Studium der Sozialpädagogik und später das Studium der Gerontologie zum Coaching. Als Coach interssiert man sich ja auch immer dafür, wie man Menschen weiterhelfen kann. Und da ich in der beruflichen Bildung tätig war, hatte ich immer Menschen unterstützt ihren Weg zu finden. Zudem wollt ich von Grund auf lernen, was Konflikte sind und wie man sie lösen kann. Dies wollte ich dann auch in meiner freiberuflichen Tätigkeit umsetzen, sozusagen als Ergänzung zum Coaching.
Redaktion: Als Geschäftspartner bieten sie eine doppelte Mediation, als männlicher und weiblicher Mediator, speziell für Paare an. Was ist das Besondere daran?
Hülsken: Ich bin sehr froh, Frau Bernschütz mit ihrer außergewöhnlichen Lebensbiografie vor einigen Jahren kennengelernt zu haben. Wir haben den Kontakt gehalten, zudem unsere Büros nur ein paar Minuten auseinander liegen.
Bernschütz: Vor einiger Zeit, nachdem ich mich verstärkt der Mediation gewidmet hatte, sprach mich Herrn Hülsken an. Er war sofort sehr angetan von der Idee eine
gemeinsame Mediation anzubieten.
Hülsken: Natürlich, denn das ist für alle ein Gewinn, wenn unsere beruflichen Hintergründe von der juristischen und der sozialpädagogischen Seite mit in die Mediation einfließen. Ein ganz wesentlicher Vorteil liegt darin, dass die Konfliktparteien, meist Mann und Frau, sich mit einem Mediator des eigenen Geschlechts wohler fühlen. Mann und Frau fühlen sich gleichberechtigt vertreten.
Redaktion: In welchem Lebensbereich ist eine Mediation sinnvoll?
Bernschütz: Die Meditation ist im Grunde losgelöst zu betrachten. Sie bietet sich immer an, wenn ein Dauerverhältnis angestrebt ist, z.B. im Arbeitsverhältnis, wenn es Unstimmigkeiten gibt. Aber auch bei Scheidung wenn Kinder betroffen sind. Eine Trennung oder Scheidung wirkt langfristig nach, eigentlich das ganze Leben. Eine geglückte Nacharbeit dieser Situation ist für die Kinder ungemein wichtig. Die Eltern dürfen kein Feindbild gegeneinander entwickeln. Übrigens ist die Nachlassregelung ein dritter große Bereich.
Hülsken: Aber besonders bei Familien und Paaren ist unsere Konstellation perfekt. Dabei kann man nicht ausschließen, dass der Konflikt gekoppelt ist mit dem Beruf.
Redaktion: Die Mediation wird nicht vom Staat übernommen oder gefördert. Was kostet sie die Parteien, die sie gemeinschaftlich übernehmen sollten?
Bernschütz: Richtig, entweder kommen beide von allein zum Mediator oder der Richter kann sie in die Meditaion geben. Dies aber nur wenn sie bereit sind, es aus eigenen Mitteln zu zahlen. Der Staat zahlt nicht, im Gegensatz zur Verfahrens-kostenhilfe.
Hülsken: Eines der größten Probleme ist die finanzielle Frage. Dies wird mit beiden Parteien im Erstgespräch genau abgestimmt und vertraglich festgehalten. Frau Bernschütz und ich haben uns auf einen günstigen Satz von 120,00 € zzgl. Mwst. für eine gemeinsame Mediationsstunde geeinigt, um möglichst vielen Betroffenen diese Alternative zu ermöglichen.
Redaktion: Wie lange dauert eine Mediation?
Hülsken: Das ist unterschiedlich, es hängt von den Parteien ab, sie bestimmen das Tempo. Eine Mediation verläuft in verschiedenen Stufen. Zuerst werden die organisatorischen Fragen geklärt, insbesondere das Prinzip der Freiwilligkeit beider Parteien. Anschließend folgen Konflikterhellung und Problemvertiefung. Lösungen werden entwickelt und am Ende steht die Problemlösung mit einer Vereinbarung. In der Regel werden fünf Termine benötigt.
Bernschütz: Die erste Hürde ist, dass beide freiwillig die Mediation wollen. Sonst geht es überhaupt nicht.
Redaktion: Ist Mediation Streitschlichtung, moderiertes Streiten oder eine Vermittlung?
Hülsken: Der Mediator ist Moderator im Konflikt. Wir geben kein Konzept vor. Grundvoraussetzung der Mediation ist unsere Allparteilichkeit, d.h. wir unterstützen jede einzelne Partei. Es ist also keine Schlichtung!
Redaktion: Da ist es bestimmt manchmal schwierig, neutral zu bleiben, oder?
Hülsken: Das ist die Kunst, ja. Natürlich kommt es vor, dass ich mit mir selbst in einen Konflikt komme. Die Lösung aus Sicht der Mediatoren ist manchmal ganz einfach, aber sie ist es für die Partein ganz und gar nicht.
Bernschütz: Die Lösung, die die Parteien wollen, ist die richtige. Im Rahmen der Mediation kann alles vereinbart werden. Sie müssen nur wissen, dass es keine juristische Lösung ist.
Redaktion: Wird die Vereinbarung schriftlich festgehalten?
Hülsken: Ja, muss sie zwar nicht, aber in unseren Mediationen bestehen wir darauf.
Bernschütz: Wenn es rechtsverbindliche Wirkung haben soll, dann sollte man damit sogar zum Notar gehen.
Redaktion: Das heißt, einer allein setzt sich nicht durch, sondern es ist nur eine gemeinschaftliche Lösung möglich?
Hülsken: Genau, die verbindliche Vereinbarung ist nur haltbar, wenn beide überlegt haben, was ihre wirklichen Bedürfnisse sind, was sie wirklich wollen - und das sich selbst und dem anderen zubilligen. Ziel ist eine verbindliche Vereinbarung einer außergerichtlichen Konfliktbeilegung.
Bernschütz: Auch und gerade wenn sich ein Paar trennen möchte, sollten sich beide vor einer möglichen Scheidung zusammensetzen. Wir sind keine Paarberater, die zum Ziel haben, dass das Paar zusammen bleibt. Bei der Mediation ist es meist beiden klar, dass sie sich trennen wollen. Sie lernen positiv miteinander umzugehen.
Wenn dann eine Scheidung dabei rauskommt, dann gibt es meist ein einfacheres Verfahren, weil schwierige Themen wie Unterhalt, Haus, finanzielle Angelegenheiten und Kinder geklärt sind.
Hülsken: Frau Bernschütz spricht mir aus der Seele. Mediation ist, für alles was mit Familie zusammenhängt, sehr gut geeignet um eine Einigung zu erzielen.
Redaktion: Kinder sind meist der größte Streitpunkt bei einer Trennung oder Scheidung.
Hülsken: Korrekt, gerade wenn es Streit um die Kinder gibt, hat die Mediation riesige Vorteile, weil sie Mutter und Vater berücksichtigt und eine praktikable, umsetzbare Lösung bringt. Beide wollen, dass es dem Kind gut geht. Die Parteien sind meist erst in der 2. oder 3. Sitzung soweit, dass man alles auseinander dividiert und eine Gemeinsamkeit definiert hat.
Redaktion: Mit welchen Methoden arbeiten sie?
Hülsken: Mit ganz einfachen, z.B. einem Tennisball. Wenn die Leute sehr zerstritten sind, werfen sie sich den Ball zu. Entweder indem man versucht den anderen absichtlich zu treffen oder damit der Wurf und das Fangen gelingt. Das passiert unbewußt und kann helfen wieder ins Gespräch zu kommen. Eine andere, ehr einfache Methode sind zwei Seile, die miteinander verknotet sind. Der Knoten ist der Konflikt. Beide sind verkrampft, jeder zieht an einem Ende und man sieht schon, so geht das nicht. Der Knoten löst sich nicht. Wir müssen uns einigen, was wir machen wollen. Meine Partnerin möchte das rote Seil und wenn ich ihr das zubillige und es öffne, dann geht das gut aus. Jeder hat, was er haben will. Das kann man nicht am Anfang machen und auch nicht in jeder Situation.
Bernschütz: Wir arbeiten auch viel mit Flipchart und einer Fotodokumentation. Die erhalten die Parteien. Wenn sie wieder zuhause sind, ist es hilfreich die Ergebnisse vor Augen zu haben.
Hülsken: Oder bei sehr zerstrittenen Konfliktparteien macht man nach einer Weile, wenn alles mögliche besprochen ist, einen Schnitt und sagt, jetzt sind die Parteien still und wir als Mediatoren unterhalten uns über den Konflikt. Wir sprechen aus, was wir denken, über die Bedürfnisse der Parteien und die Situation. Es kommt zu einer Selbstreflektion. Das geht in dieser Situation mit zwei Mediatoren natürlich besonders gut.
Redaktion: Und wenn es um die juristischen Fragen geht?
Hülsken: Ideal wäre es, wenn die Parteien von einem Fachanwalt für Familienrecht beraten werden. Wenn dieser dann merkt, dass es nicht mehr weitergeht, er aber nicht helfen kann, könnte er eine Mediation empfehlen.
Bernschütz: Wir beide haben durch unsere Berufserfahrung schon viele Konflikte erlebt und freuen uns immer wieder, wenn diese mit einer friedlichen und einvernehmlichen Lösung beendet werden.
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